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An die Redaktion der TLZ
Zum Artikel: Kein Parkplatz für Gehbehinderte vom 27.02.2015

Als Betroffener habe ich diesen Artikel natürlich besonders kritisch gelesen. Ein Parkplatz für Schwerstgehbehinderte wird beseitigt und dann für irgendwann eine andere Möglichkeit in Aussicht gestellt. Wer oder was hindert die Verantwortlichen, eine Übergangslösung zu finden? Und sei es nur eine Duldung des Parkens für Inhaber der Sonderparkgenehmigung bis zur angedachten Errichtung an der neuen Stelle. Bei dem Angebot Parken in der Tiefgarage wird nicht berücksichtigt, das der EU-Parkausweis (Sondergenehmigung zum Parken auf ausgewiesenen Plätzen für schwerstgehbehinderte Personen) nur erteilt wird, wenn der Betroffene nicht mehr in der Lage ist mehr als 50m zu bewältigen. Der Weg von der Tiefgarage zu den Arztpraxen oder Therapieeinrichtungen beträgt ein Vielfaches. Auch die finanzielle Belastung bei einem wöchentlich 1 bzw. 2 maligen Besuch der medizinischen Einrichtungen wurde in der Diskussion völlig außer Acht gelassen. Die im Artikel dargelegte Gefährdung durch den Fahrzeugverkehr wird bei Wegfall der Parkplätze nicht geringer werden. Nach meinen Beobachtungen steigen viele Behinderte, die zum Besuch der Arztpraxen oder Therapieeinrichtung mit Fahrzeugen gebracht oder abgeholt werden, vor den Fahrstuhlaufgängen aus bzw. ein ohne Parkplätze zu beanspruchen. Hinzu kommen eine Vielzahl von Versorgungsfahrzeugen (Apotheke, Geldtransport, Paketdienst, Krankenfahrzeuge u.ä.) mit Einfahr-Genehmigungen, die diese Stellmöglichkeiten, seit sie nicht mehr als Behindertenparkplätze ausgewiesen sind, nutzen. Diese Fahrzeuge werden nach wie vor an der Straßenbahnhaltestelle und dem Eingang zur Goethe-Galerie vorbeifahren. Festgestellt habe ich auch, dass gerade Fahrzeuge mit Ausnahmegenehmigung zur Benutzung von Behindertenparkplätze, sich wesentlich umsichtiger und rücksichtsvoller gegenüber dem Fußgänger- verkehr bewegen als Versorgungsfahrzeuge. Das Vorhaben, Behindertenparkplätze an der Einfahrt zum Ernst-Abbe-Platz zu errichten, sollte meines Erachtens noch einmal genauer geprüft werde. Gerade in diesen Bereich erfolgt fast ständig die Entladung von Versorgungsfahrzeugen, so dass an dieser Stelle kaum Platz zum Rangieren ist. Auch der Zugang von dieser Stelle zu den Treppenhäusern ist unzumutbar weit. Es verwundert schon etwas, das Vorhaben scheinbar geplant und durchgeführt werden, ohne gründliche Recherche und Berücksichtigung aller Argumente von Betroffenen. Es sollte auch beachtet werden, dass Personen, die ständig im Rollstuhl sitzen, andere Ansprüche haben als diejenigen, die zwar außergewöhnlich gehbehindert sind, aber noch keinen Rollstuhl fahren.
H. Uhrlau i.A. der SHG Polio
 


 
 
 
 
Grußwort zum Jubiläumsauftakt 60 Jahre Reha-Klinik Thermalbad Wiesenbad am 01.02.2015
 
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Poliobetroffene,
wenn ich heute, ich weiß nicht zum wievielten Male in den 6 Jahrzehnten, diesen Saal betrete, dann kann ich mit Fug und Recht sagen, hier ist meine zweite Heimat.
Und ich freue mich besonders über die vielen vertrauten Gesichter. Stellvertretend möchte ich zwei nennen. Frau Hesky von der Kureinweisung. Wie oft haben wir vor jeder Kur miteinander telefoniert, um den Termin der Anreise abzustimmen, möglichst noch zeitgleich mit einer Freundin. Meine langjährige Krankengymnastin Doris Lutz. Wie viele Male hast Du in den drei Jahrzehnten, in denen du mich behandelt hast, mein Poliobein gestreckt, gereckt und massiert.
Am Anfang meines Glückwunsches möchte ich ein Gefühl tiefer Verbundenheit und großer Sympathie für diesen Ort zum Ausdruck bringen. Meine Liebe zum Thermalbad Wiesenbad begann als ich im November 1955 zum ersten Mal hier ankam. Ich war 13 Jahre alt, das einzige Kind im Paracelsushaus (die Kinderstation im Robert-Koch-Haus wurde erst 1958 eröffnet), und ich kam mir ziemlich verloren vor. Lange kann dieser Zustand aber nicht angehalten haben, denn ich war sofort im Kreis der älteren Patienten das Nesthäkchen. Ein Patient versprach mir sogar mich zu heiraten, wenn ich dann groß bin. Dazu kam es nicht, denn er hätte zu lange warten müssen. Aber in den darauffolgenden Jahren gab es eine Vielzahl von Kurehepaaren. Und vielleicht sind auch heute einige unter uns.
Ich fühlte mich von Beginn an in diesem Sanatorium geborgen und gut betreut. Die ausgewogenen Behandlungen, die Bewegung im warmen Thermalwasser im Becken, in der Kupferwanne und auf der Liege, die dampfenden Wolldecken (bekannt als Kennypackungen (eine Spezialität des Sanatoriums) sowie das nicht zu vergessende Klappsche Kriechen, nahmen einen besonderen Platz ein. Täglich sorgten Ärzte, Krankengymnastinnen, Schwestern, das Küchen- und Bedienungspersonal für unser Wohlbefinden. Auch wenn sich diese Generation längst im Ruhestand befindet oder nicht mehr unter uns weilt, will ich sie nicht vergessen.
Das alles war nur möglich, weil am Anfang ein Mann stand, der wusste, dass die Behandlung der Polios eine wichtige medizinische Aufgabe der Zeit war. Nach dem 2. Weltkrieg erfasste die Poliomyelitis, in mehreren Wellen, immer mehr Menschen: Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Prof. Dr. Arno Arnold war sich dieser großen Aufgabe bewusst. Er kämpfte sich mit Erfolg durch die Instanzen. Und es entstand dieses Sanatorium. In Deutschland gab es nichts Vergleichbares. Prof. Arnold war fortan der gute Geist des Hauses. Ich selbst begegnete ihm bei meiner ersten Kur 1955. Er war für mich eine warmherzige Persönlichkeit. Ich fühlte mich geborgen und
vertraute ihm. Er wachte über unserem Wohlbefinden und hatte für jeden ein gutes Wort. Das hat mich sehr beeindruckt. Und für mich stand fest, so oft wie möglich an diesen Ort zurückzukehren.
Der Zusammenhalt unter den Patienten war groß . Wir unternahmen viel gemeinsam, machten z.B. Ausflüge in die nähere Umgebung. Ich erinnere mich an einen Tag im November. Wir planten zu viert eine Ausfahrt (natürlich mit ärztlicher Genehmigung) nach Annaberg. Was keiner von uns ahnte – in den späten Nachmittagsstunden gab es unerwartet Blitzeis. Nicht`s fuhr mehr, und wir waren außerstande uns auf unseren Poliobeinen zu bewegen. Wir saßen im Stadtcafe regelrecht fest und nur ein Hilferuf nach Wiesenbad konnte die Rettung bringen. Prof. Arnold schickte uns einen seiner Söhne. Wir waren gerettet und kamen sicher ins Sanatorium zurück. Auch das hat mich sehr beeindruckt.
Und wer von euch Polios hier im Saal erinnert sich noch an die Stützpunkte unseres abendlichen Beisammenseins. Z.B. im „Dreckigen Ärmel“, nur ein paar Meter vom Sanatorium entfernt. Im „Wettin“, beim „Himmelmüller“ oder im „Sonneneck“, wo Hansis Musikbox unaufhörlich den Schlager „Es gibt keine Liebe mehr“ dudelte, was einige dann wörtlich nahmen. Hier wurden die zwischenmenschlichen Beziehungen vertieft.
In den darauf folgenden Jahren gab es viele Veränderungen. Die Rehaklinik, wie sie sich inzwischen nannte, wuchs. Es wurde umgebaut angebaut, saniert, rekonstruiert und es entstanden neue Gebäude.
Mit lachendem Auge erinnere ich mich an das kleine Bassin im Keller des Badehauses. Man brauchte nur einen kräftigen Schwimmstoß, um von einem zum anderen Ende zu gelangen. Aber es war für uns in dieser Zeit etwas ganz Besonderes. Wir hatten sehr viel Spaß, auf kleinstem Raum unser Bewegungsprogramm zu absolvieren . Ja, es war klein, und wir freuten uns, als es auf 8 oder waren es 10 Meter verlängert wurde. Und hier in diesem Saal haben wir gegessen und abends getanzt , damals als die KG´s noch dabei waren und das Tanzen die Fortsetzung der Therapie vom Tag war. Mit der bekannten Rolf-Lehnert-Haus-Band.
Inzwischen ist viel Wasser die Zschopau herunter geflossen. Das Arnoldhaus, eine Therme, der wunderbare Park, die Unterführung der Bahnstrecke sind entstanden. Welcher Fußkranke möchte das missen?
Heute erinnern wir uns gemeinsam an die 60 Jahre des Bestehens, dieser für Polios einmaligen Behandlungs- und Begegnungsstätte.
Dass die Reha-Klinik den Wechsel in eine andere Zeit so glänzend bestanden hat ist allen Beteiligten zu verdanken, dem langjährigen Chefarzt, Herrn Obermedizinalrat Buschbeck, der uns Polios mit hoher fachlichen Kompetenz über viele Jahre betreute, dem ersten Geschäftsführer Herrn Frenzel, der den entscheidenden Schritt tat für die Erweiterung der Reha-Klinik, seinem Nachfolger Herrn Leibiger, welcher mit Erfolg die Einrichtung über viele Jahre weiterführte, dem medizinischen Personal, unter Leitung der Chefärztin, Frau Dr. Frohberg sowie allen Mitarbeitern des Hauses. Der jungen Geschäftsführerin, Frau Lorenz wünsche ich eine glückliche Hand bei der Weiterführung dieser besonderen Einrichtung, stets zum Wohle der Patienten.
Die fachliche Kompetenz und Kontinuität ist so überzeugend, dass wir Patienten es allen danken und gern Wiederkommen. Und das soll auch immer so bleiben.
Ich grüße Sie alle an diesem denkwürdigen Tag, auch die langjährigen Poliopatienten, die heute aus gesundheitlichen oder anderen Gründen an dieser Jubiläumsveranstaltung nicht teilnehmen können.
Die Reha-Klinik möge auch die nächsten 60 Jahre für die Patienten ein Ort der Gesundung und Erholung sein, auch dann, wenn es die Polios gar nicht mehr gibt.
Danke!
Dagmar Rahne
O1.Februar 2015
 

 
kobinet-nachrichten
 
 
 
Denn sie wissen nicht, was sie tun

Als Webmaster ist es in der Regel nicht üblich, etwas zu kommentieren.
Was aber hier in den folgenden zwei Artikeln von der "Thüringer Allgemeinen" veröffentlicht wurde, da stellt sich mir die oben angeführte Aussage.
Ich fühle mich, Herr Riecke, auch durch Ihre Schreibweise, ins Mittelalter versetzt. Oder haben Sie ihn geschrieben und das Thema mit Ihrem anderen Artikel dieses Tages vermischt?
"Jubiläumsprogramme in vollen Sälen beim Karneval"
In dem verfassten Artikel in der "Thüringer Allgemeinen" fehlt mir eine ernsthafte Recherche!
Die zwei Gründerinnen und Sie haben wahrscheinlich noch nie Menschen gesehen und wohl auch nicht sehen wollen, die keine Chance hatten, geimpft zu werden...
Helmuth Kohlmeyer
 

 
Impfkritischer Stammtisch gut besucht
 

 
Eltern aus Gotha und angrenzenden Landkreisen diskutieren Folgeprobleme durch übliche Vorsorge-Immunisierung
 
Gotha. Gut zwanzig, überwiegend Mütter und Väter, die meisten mit ihren Babys und Kleinkindern, trafen sich am Sonnabendvormittag im Spiegelsaal des Gothaer Mehrgenerationenhauses zum elften impfkritischen Stammtisch.
Das nächste Treffen ist für den 22. März ab 10 Uhr geplant. Das ist eine Ausnahme, da die Mannschaft des Mehrgenerationenhauses den großen Frühlingsflohmarkt zum turnusmäßigen Termin plant. Üblicherweise trifft man sich an jedem zweiten Sonnabend im Monat in der Pfarrgasse 9 bis 11.
Jessica König, eine junge Mutter aus Gotha, hatte den Stammtisch im März 2013 gegründet, um Menschen ein Gesprächsforum zu bieten, die einen kritischen Blick auf die Praxis der Immunisierung mit Impfstoffen pflegen wollen. Sie bekam ein Baby und konnte sich daher nicht mehr um die Organisation kümmern. Daraufhin übernahm dies Stephanie Herrmann aus Thal bei Ruhla, eine Teilnehmerin.
Auch sie bewog die Alltagserfahrung mit ihren beiden Kindern, das Gesprächsforum fortsetzen zu wollen. Ihre inzwischen sechsjährige Tochter hatte sie nach Impfungen beatmen müssen. Auch heute werde das Kind häufig krank, sagt die junge zahnmedizinische Fachangestellte. Aus dieser Erfahrung heraus habe sie bei ihrem zweiten Kind auf Impfungen verzichtet und es sei trotzdem erstaunlich widerstandsfähig und gesund.
Mit dem nächsten Treffen wird der impfkritische Stammtisch ein Jahr alt. Rund 20 Teilnehmer wären schon von Anfang an dabei gewesen. Der Gesprächsbedarf sei also da, meint die Gründerin Jessica König. Inzwischen kommen die Interessierten nicht nur aus Gotha, sondern auch aus Erfurt, Eisenach, Bad Langensalza und sogar Wildeck-Obersuhl in Hessen.
Am Sonnabend standen mit Annegret Wohlgefahrt und Stefanie Scheunemann zwei Heilpraktikerinnen aus Erfurt Rede und Antwort. Es ging um die "Impfausleitung". Damit ist das Entfernen mit dem Impfstoff aufgenommener Giftstoffe aus dem Körper gemeint. Die Stammtisch-Teilnehmer sehen vor allem die Metallverbindungen in den Impfstoffen kritisch und halten sie für einen wichtigen Auslöser von allergischen Reaktionen. Viele berichten von Kindern, die trotz eines von der Schulmedizin kritisch gesehen Impfverzichtes gesund sind.
 
Von Angesicht zu Angesicht
Peter Riecke über die Vorzüge der direkten Kommunikation
 
Am Sonnabend besuchte ich einen impfkritischen Stammtisch. „Was ist das denn?“, wird sich mancher fragen, um „für ein Unsinn … „ hinzudenken.
Gilt doch Impfen als Königsweg zur Ausrottung weit verbreiteter Infektionskrankheiten. Und schaut man auf die zweistellige Zahl von Impfungen, die schon für Kinder wärmstens empfohlen werden, so könnte man glauben, da traf sich eine Sekte. Wer nur schriftliche Verlautbarungen liest, glaubt vielleicht eine besondere Art Eiferer vor sich zu haben.
Doch die persönliche Begegnung unterstützt eben diesen Eindruck nicht. Entspannte, freundliche Menschen berichten dort von ihren persönlichen Erfahrungen. Von Angesicht zu Angesicht Gesagtes bewerten wir höher als Texte. Das ist richtig, denn hier schwingen neben den Worten auch Blick, Körperhaltung, Tonfall und Bewegung mit. Das sagt oft mehr als Worte allein. Sogar die so internetaffine Piratenpartei veranstaltet gier in Gotha politische Stammtische. Trotz Twitter im Internet geführter Diskussionen redet man gern direkt miteinander.
 
Zum Beitrag Peter Rieckes in der Thüringer Allgemeinen/Gotha zum impfkritischen Stammtisch im Mehrgenerationenhaus in Gotha am 17.02.2014
Kritische Anmerkung zum impfkritischen Stammtisch

An den Spruch „Schluckimpfung ist süß – Kinderlähmung ist grausam“ werden sich noch viele erinnern. Als die Schluckimpfung um 1960 in der DDR eingeführt wurde, kam diese Vorsorge für mich leider 10 Jahren zu spät. Ich erkrankte mit 2 Jahren an der Kinderlähmung (Polio). Diese schlimme Krankheit darf nicht zurückkehren. Als Betroffene war ich über den freundlichen Artikel Peter Rieckes zum impfkritischen Stammtisch im Mehrgenerationenhaus in Gotha erschüttert, da er einseitig und abseits jedes investigativen Journalismus geschrieben ist. Gern würde ich den Eltern am Stammtisch von meiner Krankheit, von meinen Erfahrungen mit der Polio berichten. Diese Infektionskrankheit hat nicht nur meine Kindheit und Jugend, sondern mein ganzes Leben dramatisch verändert. Aber kritische Anmerkungen sind wohl am Stammtisch nicht gewollt. Mein Gesprächsangebot an das Mehrgenerationenhaus ging ins Leere. Es ist auch nicht angenehm zu hören, wie viel Tote und Gelähmte jedes Jahr der Polio zum Opfer fielen. Dass es diese großen Epidemien nicht mehr gibt, ist einem umfassenden Impfschutz zu verdanken. Polio ist ja nur eine der Impfungen. Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten sind nicht weniger gefährlich. Gern glaube ich, dass die nichtgeimpften Stammtischkinder gesund sind. Das allerdings verdanken sie vor allem den verantwortungsvollen Eltern, die ihre Kinder impfen lassen und dadurch auch die nichtgeimpften Kinder geschützt sind. Übrigens ist die Kinderlähmung noch lange nicht ausgerottet. Aus mehreren afrikanischen Ländern, aus Syrien, Pakistan und Afghanistan kommen erschreckende Meldungen und bekanntlich gibt es für Viren keine Landesgrenzen. Und Herr Riecke, freundlich lächelnde und kommunikative Mütter „Von Angesicht zu Angesicht“ sind noch lange kein Beweis für Verantwortungsbewusstsein.
Helga Wilfroth

 
 
 
 
Hier ist ein Link auf eine interessante Internetseite unseres Landesverbandes rund um die Ausstellung "polio kreativ"
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Zöllnitzer schreibt Polio-Hymne
Von Annett Eger

 
Vielen ist Oswald Georgi als Sänger mit der samtweichen Roger Whittaker-Stimme bekannt. Auf Hochzeiten, Jubiläen und anderen Feierlichkeiten unterhält er als "Ossi" immer gut gelaunt die Gäste. Nun schlägt der Zöllnitzer ganz andere Töne an.
 
Aufgenommen hat er ein Lied, in dem er seine Lebensgeschichte verarbeitet hat. Sein "Hinkebein" fällt nicht sofort ins Auge. Es ist aber Zeugnis einer Krankheit, die ihn seit frühester Kindheit begleitet. Oswald Georgi leidet an Kinderlähmung, die auch als Polio bekannt ist. "Ich wurde in Aue geboren. Dort gab es, als ich drei Monate alt war, eine Epidemie. Viele Kinder sind gestorben. Ich habe überlebt", berichtet der heute 66-Jährige und erzählt weiter von keiner leichten Kindheit. Neben dem Hinkebein stotterte Georgi. Sprechen fiel schwer. Leicht dagegen ging das Singen. Auch davon erzählt er in seinem Lied. Den Anstoß, seine Lebensgeschichte musikalisch zu verarbeiten, erhielt der Zöllnitzer während einer Kur im Mai. "Ein Professor erzählte davon, dass in osteuropäischen Ländern Impfen gegen Polio nicht mehr Standard ist. Eine Ansteckung ist damit wieder gegeben." Für den 66-jährigen Zöllnitzer Grund, sich hinzusetzen und einen musikalischen Appell für das Impfen zu formulieren. Auf eine Melodie des australischen Sängers Kevin Johnson schrieb er seinen Liedtext. Eingesungen hat er das Ganze bei seinem Freund Ecki Pfannenschmidt in Hermsdorf, der ein kleines Musikstudio besitzt. Geklärt werden musste außerdem die urheberrechtliche Verwertung des Liedes. Kontakt knüpfte der Zöllnitzer deshalb mit Sony. Vor ein paar Tagen landete die Antwort und die damit verbundene Zusage in seinem E-Mail-Ordner. Nun kann "Ossi" das Lied auch öffentlich singen. Gelegenheit dazu gab es bereits Ende Oktober beim "Welt-Polio-Tag" in Nürnberg. Das Lied sei dort auf große Begeisterung gestoßen. "Es gab sogar die Idee, es als Polio-Hymne zu deklarieren", sagt Georgi mit Tränen in den Augen. Nun will er eine CD produzieren, auf der er noch weitere allerdings gecoverte Lieder singen will.
 
Gestern trat der Alleinunterhalter zum 20-jährigen Jubiläum der Polio-Selbsthilfe-Gruppe in Jena auf. "Gefeiert wird in diesem Jahr übrigens 50 Jahre Polio-Impfung. Der Impfstoff wurde 1962 erfunden", hebt Oswald Georgi einen ganz aktuellen Anlass für seine Herzensangelegenheit hervor.
 
Der Zöllnitzer gehört selbst keiner Selbsthilfegruppe an. "Natürlich spüre ich die Krankheit. Es ist nicht nur das Bein. Es gibt Tage, da tun mir alle Gelenke weh." Grund, warum er trotzdem noch auf vielen Hochzeiten tanzen kann, ist der Sport. "Ich habe einfach versucht, meine Muskeln gut aufzubauen", erklärt er.
 
2013 feiert er selbst ein Jubiläum. Am 12. Dezember 1963 trat er im "Grünen Baum" in Triptis das erste Mal auf die Bühne. Gesungen hat er immer, ob im Kirchenchor oder als Solist. Zu DDR-Zeiten schaffte er es sogar in die Endrunde der damals beliebten Sendung "Herzklopfen kostenlos" zu gelangen. "Wegen eines Westschlagers, den ich damals sang, wurde ich disqualifiziert", erzählt er.
 
Von der Musik hat er nicht gelassen. Im "Tanz- und Schauorchester Charlie" in Zwickau und in vielen anderen renommierten Bands mischte er mit. Unvergessen ist sein Auftritt in der Jonny Hill-Sendung "Kilometer 330". "Sunny Country Special aus Weimar war die erste Band, die nach der Wende bei RTL spielen durfte", erinnert er sich. Seine durch die Musik geknüpften Kontakte, wusste der Zöllnitzer immer zu nutzen. Eine Hilfe waren sie auch im Beruf. So war er im Institut Technisches Glas viele Jahre als Sonderbeschaffer im Außendienst tätig. Durch seine Krankheit konnte der Werkzeugmacher nicht an der Maschine stehen. Später verschlug es ihn in den Norden. Von 1983 bis 1990 war er in der Schiffswerft "Neptun" in Rostock tätig. Nach der Wende arbeitete er im Heizungsbau in Kahla und zuletzt handelte er in der Firma "M & K in Kahla mit Edelmetallen. Parallel zu all dem eröffnete er in Zöllnitz mit seiner Frau das Hotel "Sophie", das heute seine Tochter führt.